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5 gute Gründe, warum du Hufbearbeitung lernen solltest

Im heutigen Artikel möchte ich dir 5 wichtige Gründe mitgeben, warum du lernen solltest die Hufe deines Pferdes selbst zu bearbeiten. Und falls du das bereits machst: dann nimm‘ diese Auflistung als kleinen Motivationsboost, wenn die Hufbearbeitung mal wieder richtig anstrengend ist. Denn es zahlt sich aus! Deinem Pferd zuliebe 💕

1. Abstände kurz halten

Die allermeisten modernen Hufschmiede besuchen ihre Kunden in einem 8-Wochen-Zyklus. Was viele aber nicht wissen: für die meisten Pferde sind 8-Wochen-Abstände in der Bearbeitung zu lange!

Der ideale Intervall ist nicht nur davon abhängig, wie gut dein Pferd bis zum nächsten Termin läuft oder wie “schön” die Hufe bis dahin aussehen, sondern auch davon, wie groß jeweils die Änderungen für dein Pferd sind. Sprich: wie viel Material muss bei jeder Hufbearbeitung entfernt werden? Wie groß sind die Stellungskorrekturen, die vorgenommen werden müssen? Diese Faktoren gepaart mit der Frage ob einer der Hufe deines Pferdes Probleme hat, sollte den Intervall bestimmen.

Diese Hufe sind zu lange und verformen sich (die seitlich weghebelnden Wände sind gut zu sehen). Für dieses Pferd wäre eine kürzerer Bearbeitungsintervall schonender.

Wenn die Änderungen am Huf jedes Mal nur gering sind und dein Pferd problemlos damit läuft, dann spricht das dafür dass sich dein Pferd die Hufe im Alltag gut abnützt und quasi selbst für die nötige Hufbearbeitung sorgt. Das ist toll! Häufig (aber nicht immer) ist das bei robusteren Rassen in bewegungsintensiver Haltung zu beobachten (z.B. in einem Paddock Trail) oder bei gut gerittenen Pferden mit abwechslungsreichem Training (Wanderritten etc.).

Wenn ein Huf jedoch jedes Mal sehr stark korrigiert werden muss, dann sollte der Intervall deutlich verkürzt werden. Denn ansonsten bedeutet jeder Huf-Termin eine große Veränderung für den Bewegungsapparat: sämtliche Gelenke, Sehnen, Bänder und Muskeln müssen sich erst wieder an die veränderte Stellung, Abroll- und Auffußpunkt etc. neu gewöhnen. Das ist nicht zu unterschätzen!

Wusstest du, dass vor dem Zweiten Weltkrieg der durchschnittliche Bearbeitungsintervall für Hufe 4 Wochen waren? Nach dem Krieg herrschte jedoch so ein Mangel an Hufschmieden, dass die verbleibenden gar keine andere Wahl hatten als die Abstände zu verlängern, damit sie alle Pferde servicieren konnten.

Wenn du aber die Hufe von deinem Pferd selbst bearbeitest, bist du nicht darauf angewiesen welche Intervalle dein Hufpfleger einhalten kann, sondern du kannst die Abstände ganz einfach selbst bestimmen! Ob du dann bei deinem Pferd alle 2-3 Wochen ein bisschen herum schnippelst und feilst oder ob eine Bearbeitung nur alle 6-8 Wochen nötig sind, kannst du dann ganz einfach selbst bestimmen. So kannst du perfekt auf die individuellen Bedürfnisse deines Pferdes eingehen.

2. Umgebungsbedingungen selbst bestimmen

Du kennst das bestimmt: dein Hufpfleger kommt und genau in diesem Moment bricht am Stall das Chaos los. Die restliche Herde darf auf die Weide, oder es wird gerade gefüttert oder der beste Stallkumpel geht auf einen Ausritt oder oder…und dein Pferd soll trotzdem brav stehen und die Maniküre über sich ergehen lassen. Und du denkst dir: “Muss das jetzt sein?!”

Wenn du die Hufe selbst bearbeitest, lautet die Antwort: Nein! Denn: du kannst den Zeitpunkt bestimmen. Wenn es gerade nicht passt, dann verschiebe es eben auf einen anderen Tag oder eine spätere Uhrzeit. Es muss nicht jetzt sein, denn du hast ja Zeit 🙂 (im Gegensatz zu deinem Hufbearbeiter, der wahrscheinlich schon den nächsten Termin hat).

Nicht nur der Zeitpunkt ist wichtig um die Hufbearbeitung für dein Pferd so angenehm wie möglich zu gestalten, sondern auch andere Umgebungsvariablen. Du kannst Pausen machen, wenn es für dich oder dein Pferd zu viel wird. Dein Pferd ist jung und kann noch nicht so lange auf 3 Beinen balancieren? Kein Problem, du kannst einfach Unterbrechungen einbauen in denen ihr z.B. gemeinsam grasen geht. Das entspannt nicht nur den Körper, sondern auch den Kopf 😉

Verwendung eines Hufbocks zum Ablegen der Hinterbeine
Du kannst bestimmen, wann und wie die Hufbearbeitung für dich und dein Pferd am optimalsten ist, so dass die Bearbeitung ohne Druck und Stress abläuft.

Es liegt also in deiner Hand, die passenden Umgebungsbedingungen für dein Pferd zu schaffen. Mit einem verständnisvollen Hufschmied ist das natürlich auch möglich, aber erfahrungsgemäß sind diese leider oft weniger flexibel. Das ist auch absolut verständlich, denn die müssen damit ja ihr Geld verdienen und Termintreue ist dabei ein wichtiger Faktor.

Wenn du die Hufbearbeitung allerdings selbst in die Hand nimmst, dann kannst du die Termine für dein Pferd möglichst stressfrei gestalten. Und dein Pferd wird dem nächsten Termin umso gelassener entgegen blicken 🙂

3. Du kennst dein Pferd am besten

…und weißt was es braucht! Das mag jetzt vielleicht doof klingen, denn schließlich ist dein Hufpfleger ein Profi – und du nicht. Aber: dein Hufbearbeiter ist auch nur ein Mensch! Und er sieht dein Pferd in den meisten Fällen nur zu den Hufbearbeitungsterminen. Du hingegen merkst, wie es am Tag nach der Hufbearbeitung läuft. Wie sich seine Gänge und sein Wohlbefinden verändern, zum Positiven oder Negativen.

Du kennst dein Pferd in- und auswendig, siehst es häufig und kannst beurteilen was ihm gut tut und was nicht. Du weißt, welches Training dein Pferd optimal fördert und welches es ihm schadet; welches Futter es benötigt oder gar nicht haben darf; welche Haltungsbedingungen für deinen equinen Partner wichtig sind und welche weniger. Unabhängig davon, was im Lehrbuch steht oder dein Trainer/Stallbetreiber/sonstiger Profi meint.

Und das gleiche kannst du auch hinsichtlich der Hufe deines Pferdes lernen: jedes Pferd ist ein Individuum und so sollten auch seine Hufe bearbeitet werden. Das sollte auch ein guter Hufschmied stets berücksichtigen, aber häufig ist das leider nicht der Fall. Oftmals wird nach “Schema F” bearbeitet und individuelle Bedürfnisse deines Pferdes kommen zu kurz. Das kann natürlich einfach durch Schlampigkeit in der Bearbeitung passieren, aber viel häufiger resultiert das daraus, dass niemand dein Pferd so gut kennt wie du!

Ja, der Huf sieht schief aus. Aber das Röntgen bestätigte, was unterschiedliche Hufschmiede vorher nicht glauben wollten: so steht Lanzelot mit seinen Gelenken gerade und läuft gut.

Mit der Zeit wirst du merken: deinem Pferd geht es besser, wenn es z.B. ein bisschen mehr Eckstreben zur Unterstützung hat als im Lehrbuch angegeben. Oder ein bisschen höhere Trachten. Vielleicht aber auch eine stärkere Berundung der Hufwand. Oder oder oder…dazu gehört natürlich Übung, aber die kommt mit der Zeit, versprochen!

4. Hufbearbeitung = Fitnesstraining

Zugegeben: diesen Vorteil habe ich erst mit der Zeit schätzen gelernt 😉 als ich mit der Hufbearbeitung bei meinen eigenen Pferden angefangen habe, habe ich den Fitness-Aspekt verflucht. Ich war ein sehr unsportlicher Mensch (und bin es heute noch großteils) und die Hufbearbeitung ist körperlich sehr anstrengend. Die ungewohnte Körperhaltung, die nötige Kraft und Präzision um den Huf stabil zu halten und korrekt arbeiten zu können – all das hat mich anfangs häufig und intensiv fluchen lassen.

Aber sobald man die Technik besser im Griff hat und sicherer in der Bearbeitung ist, dann wird es langsam leichter. Der Körper gewöhnt sich an die Aufgabe und passt sich an. Kurzum: man wird kräftiger 💪 und damit wird die Hufbearbeitung wiederum deutlich leichter.

Anstrengung bei der Hufbearbeitung
Ächtz! Hufbearbeitung ist neben Stallarbeit meine liebste Fitnessübung 😉

Damit du möglichst rasch fit dafür wirst, ist es wichtig regelmäßig zu bearbeiten. Das heißt: häufig, aber nicht zu intensiv. Du kannst beispielsweise die Vorder- und Hinterhufe an verschiedenen Tagen machen. Deinem Pferd zuliebe sollte aber nicht zu viel Abstand dazwischen sein, sondern z.B. an zwei aufeinander folgenden Tagen. Oder du machst einmal pro Woche ein bisschen etwas an den Hufen – der kurze Intervall wird auch deinem Pferd gut tun!

Zusammenfassend kann man sagen: die Hufbearbeitung ist das ideale Bauch-Bein-Po-Training für Pferdefrauen 🙂 (und auch -männer).

Damit du dich von den körperlichen Strapazen am Anfang nicht kleinkriegen lässt, habe ich für dich wertvolle Tipps für Anfänger in der Hufbearbeitung zusammengestellt. Und statt ins Fitnesscenter kannst du zukünftig einfach zu deinem Pferd gehen. Toll, oder?

5. Geld sparen

Dieser Grund sollte eigentlich gar nicht auf der Liste stehen, denn du solltest nicht an der Gesundheit deines Pferdes sparen. Aber davon gehe ich auch nicht aus und daher nenne ich es trotzdem: wenn du die Hufe deines Pferdes selbst manikürst, sparst du dir Geld 🙂

Gut, vielleicht nicht gleich am Anfang, denn natürlich musst du zu allererst mal in deine Ausbildung (d.h. Kurse und Seminare) investieren und auch erst mal das richtige Werkzeug zur Hufbearbeitung anschaffen. Aber wenn du diese Phase abgeschlossen hast, dann kostet dich die Hufbearbeitung quasi nichts mehr. Ab und an musst du vielleicht Werkzeug erneuer, damit du gut arbeiten kannst. Und du solltest immer mal wieder einen Kurs zur Auffrischung besuchen bzw. einen Profi zur Kontrolle deines “Werks” kommen lassen. Aber davon abgesehen kostet dich die Barhufbearbeitung in Eigenregie nur deine Zeit.

Fazit

Zusammenfassend kann man sagen: Hufbearbeitung ist ein anstrengender und zeitweise nervenaufreibender Knochenjob. Nicht nur für den Hufpfleger, sondern auch für dein Pferd! Aber wenn du die Bearbeitung selbst in die Hand nimmst, kannst du vieles leichter machen. Du kannst bestimmen, wann und wie bearbeitet wird, damit es für dein Pferd (und dich) optimal passt. Und auch wenn es am Anfang für dich wahrscheinlich eine Herausforderung ist, so wird es dich und dein Pferd noch mehr zusammen schweißen.

Einstieg in die Hufbearbeitung

Wenn ich dich nun überzeugt habe und du dich mal unverbindlich in die Thematik einlesen möchtest, kann ich dir von ganzem Herzen das gratis e-Book von Dr. Tina Gottwald empfehlen: Wunderwerk Huf. Darin erklärt sich ganz toll die wichtigsten Zusammenhänge, was einen gesunden Huf ausmacht und wie dieser erhalten werden kann.

An dieser Stelle sei auch noch angemerkt: du solltest die Hufe deines Pferdes natürlich nur dann selbst maniküren, wenn du weißt was du tust. Das heißt: bitte auf keinen Fall einfach darauf losarbeiten!

Du solltest unbedingt mehrere Kurse besuchen, bevor du dich an lebende Hufe wagst. Und am besten besprichst du die Hufe deines eigenen Pferdes zuvor mit deinem Barhufbearbeiter. Dieser sollte dich auf deinem weg begleiten und die Hufe (gerade in der Anfangsphase) immer wieder kontrollieren und ggf. korrigieren ☝

Wissen ist für immer

Selbst wenn du nach deinen ersten Versuchen beschließt dass du die Hufe deines Pferdes doch nicht selbst betreuen möchtest, so hast du trotzdem einen großen Vorteil wenn du die Barhufbearbeitung mal gelernt hast: du kennst dich besser aus. Das heißt, die fallen etwaige Problemstellen bei deinem Pferd früher auf, du kannst kannst du die Arbeit eines Hufpflegers kompetent beurteilen und dich mit diesen austauschen. Und du kannst bei deinem Pferd trotzdem Zwischenpflege betreiben und kleinere Probleme selbst beheben. Dein Wissen bleibt dir und zahlt sich damit auf jeden Fall aus 🤓

3 comments

  1. Pia Sigmund says:

    Hallo, ich überlege mich zu dem Thema Barhufbearbeitung weiterzubilden und wollte fragen bei wem Sie ihre Kurse gemacht haben. Ich lasse mich zur Zeit als Tierphysio ausbilden und glaube das wäre eine tolle Ergänzung!

    Liebe Grüße

    • Nathalie Kurz says:

      Hallo Pia! Ja, das ist sicher eine tolle Kombination, da die Hufe einen großen Einfluss auf den Bewegungsapparat und das Allgemeinbefinden haben 🙂
      Ich habe meine Ausbildung bei der Österreichischen Gesellschaft für Hufgesundheit (ÖGH, http://www.hufschule.at) gemacht. Davor habe ich auch einzelne Kurse bei anderen Personen gemacht, aber wenn man als Hufbearbeiter arbeiten möchte, sollte es schon eine umfangreiche Ausbildung sein.
      Alles Liebe, Nathalie

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