Dieser Artikel ist zugleich der Auftakt zu einer neuen Serie auf dem Ponyhof-Blog. Denn: immer mehr Leute wollen ihre Pferde in Eigenregie halten, aber viele von ihnen stellen sich das ganz anders vor als es dann in der Realität tatsächlich ist. So war es bei uns selbst (obwohl uns jeder davor gewarnt hatte) und auch bei vielen anderen Bekannten. Sowohl in positiver als auch in negativer Hinsicht 😇
Unser Ponyhof ist aber nicht in jeglicher Hinsicht repräsentativ für Selbstversorgerställe. Und daher stellen in dieser Serie nun andere Personen ihre Pferdehaltungen vor, die sie privat und im kleinen Rahmen betreiben. Und zwar inklusive der Frage, ob aus ihrem Traum ein Albtraum wurde 😉 viel Spaß beim Schmökern!
Der heutige Bericht stammt von Sophie und als ich fertig war mit meinen Fragen, war ich zugegebenermaßen neidisch. Denn sie schafft es, dass sie nur einen Bruchteil der Arbeit und Kosten hat, die auf unserem eigenen Ponyhof anfallen. Wie das möglich ist? Das erfährst du in den nachfolgenden Details.
Eckdaten
Wir haben den Stall erst seit April 2019 gepachtet, ich kann also noch keine ganz korrekten Angaben machen, da ein Teil des Jahres für die Berechnungen noch fehlt.
Anzahl Pferde
Ausgelegt ist der Stall für bis zu 4 Pferde, momentan sind sie zu zweit:
- Traberstute (aktuell 22 Jahre alt, 155cm, 410kg, schwerfuttrig)
- Reitpony-Warmblutmixstute (aktuell 13 Jahre alt, 150cm, 540kg, leichtfuttrig)
Haltungsform
Offenstall mit Paddock Trail (theoretisch ganzjährig zugänglich, ob das dann in der Gatschsaison auch funktioniert, wird sich herausstellen) und im Sommer 24/7 Weide (6 Parzellen, die rotieren). Am Innenzaun ist nur manchmal kurzzeitig Strom, wenn sie mal wieder glauben, sie können einfach durchgehen aufs Gras.

grün: Weiden
dunkelbraun: Offenstall
hellbraun: Unterstand + Heustation
grau: befestigter Bereich
Gesamtgröße Pferde-Grundstück
Gesamtgröße des gepachteten Grundstücks ca. 6800qm, inkl. Mistlagerplatz und ganzem Offenstall (mit kleinem Menschenbereich); davon ca 4700qm Weide.
Größe Stallfläche
ca. 45qm Offenstall, 24qm Unterstand, 24qm Heustation (dabei Hälfte abgetrennt für Heu)
Größe ständig zugänglicher Bereich (Paddock, Trail etc.)
Trail 3m breit, ca. 270m lang (momentan noch alles unbefestigt; kein Rundgang – an einem Ende der Offenstall mit Wasser, am anderen die Heustation; kann am Ende geöffnet werden, sodass es rundherum geht bzw. die Pferde im Herbst nicht durch den Gatsch zum Wasser/Heu laufen müssen)
befestigter Bereich ca 200qm, Gatschbereich neben dem befestigten Bereich ca 300qm
Fütterungsform
Ad libitum mit großer Heustation, wo bis zu vier Rundballen Platz haben; funktioniert bisher gut ohne Netz
Mistmanagement
Wir kompostieren: ich hab im Frühling Mistwürmer gekauft und eingesetzt, und Ende Sommer war die erste Mistzeile schon fast fertig kompostiert. Damit werden wir entweder die Weiden düngen oder es jetzt im Winter als Einstreu nehmen unter dem Stroh, weil das Stroh jetzt nicht wirklich gut saugt (der Mist ist ja schon Kompost bzw. Humus und sehr geruchsneutral/angenehm, sollte meiner Meinung nach also zumindest theoretisch vergleichbar sein mit Waldboden/Grünkomposteinstreu).
Eine Mistmiete ist ca. 5m lang und ca 1.5m breit, und da kommt dann zwei Monate der Mist drauf (nur Äpfel, die Heu/Strohreste sind auf einem Extrahaufen, den dann unser Verpächter abholt; der Extrahaufen ist aber noch sehr klein weil wir momentan noch sehr wenig Einstreu gebraucht haben), das wird ca. einen dreiviertel Meter hoch, dann kommt Heu oder Stroh drauf als Abdeckung und dann lassen wir ihn ein paar Monate kompostieren 🙂
Anzahl mithelfender Personen
Zwei, wobei ich studiere und daher nur am Wochenende und in den Ferien daheim bin, und meine Mama macht Mo-Fr
Aufwand
tägliche Arbeitszeit
- misten: nur befestigter Bereich ca 15 Minuten, + Trail insgesamt ca. 20-30 Minuten
- füttern: im Sommer alle paar Monate Heuballen nachfüllen, kein täglicher Aufwand, am Ende hin und wieder etwas umschlichten, damit sie die Reste besser erreichen.
zusätzlicher Arbeitsaufwand
regelmäßig (durchschnittlich pro Monat)
ca. 1-2 Stunden pro Woche (Weide abmisten, mähen/mulchen); Einstreu bisher nicht wirklich relevant, weil sie im Frühling/Sommer immer auf der Weide waren, das wird im Winter interessant
unregelmäßig (durchschnittlich pro Monat, z.B. Großprojekte)
ca. 1 Tag/Nachmittag pro Monat
Pferde Quality Time pro Woche
Ganz unterschiedlich, von nur kurz hallo sagen bis jeden Tag eine Stunde oder auch mal länger raus
Laufende Kosten
Raufutter | ca. €90/Monat Heu diese Angabe ist bezogen auf die vergangenen Sommermonate; im Winter wird es höchstwahrscheinlich mehr |
Zusatzfutter (inkl. Lecksteine etc.) | ca. €10-20/Monat |
Einstreu | bisher einmalig 200€ für Stroh, reicht voraussichtlich einige Jahre (keine Einstreu im Sommer) |
Strom/ Betriebskosten | 38€/Pferd/Monat |
Instandhaltung Weide + Zaun | wir haben als wir eingezogen sind (April 2019) fast alle Weidebänder erneuert und die inneren Koppeln neu eingezäunt, ca 300€ |
Instandhaltung Stall + Paddock | bisher einmalig Licht ca 250€ |
Maschinen/Geräte | zu Beginn einmalig ca. 100€ (Scheibtruhe, Mistgabeln etc.) nächste Saison ist ein (gebrauchter) Balkenmäher geplant für ca. 500-800€ |
In Summe ergibt das daher bei Sophie ca. 115€ pro Pferd pro Monat – damit liegen die Kosten relativ nahe bei dem, was unserer eigener Ponyhof monatlich pro Pferd kostet (nämlich ca. 120€).
Die Kosten sind jedoch komplett anders verteilt 👉 hier findest du die detaillierte Kosten-Aufschlüsselung zu unserem eigenen Ponyhof.
Fazit
Was gefällt dir gut an deinem Offenstall mit Paddock Trail?
Man ist unabhängig, muss sich nach niemandem richten, kann alles so managen wie man es für am besten hält. Wir können für ein paar Tage wegfahren und die Pferde sind trotzdem versorgt, es muss nur jemand täglich vorbeischauen, ob eh noch alle leben, aber es fällt keine Arbeit an.

Was ist dir an deiner Haltung am wichtigsten?
Dass es so einfach wie möglich zu managen ist und die Pferde trotzdem so viel Freiheit wie möglich haben, und dabei gesund bleiben
Was gefällt dir weniger gut an deiner Haltung bzw. würdest du gerne ändern?
Eine größere Pferdeherde wäre schön, wir hatten anfangs auch kurz eine Einstellerin, die dann jedoch kurzfristig wieder ausgezogen ist, und diesen Stress wollen wir eigentlich nicht haben.
Bereust du die Entscheidung zum Selbstversorgerstall bzw. würdest du deine Pferde lieber (wieder) einstellen?
Wir bereuen es kein bisschen! Ein Kritikpunkt ist allerdings schon, dass wir nur gepachtet haben und wir ca 8 Minuten hinfahren müssen, direkt daheim wäre also perfekt ☺

Danke für den Einblick!
Liebe Sophie, herzlichen Dank für den tollen Einblick in euer kleines Paradies 💖 ihr habt es großartig geschafft, euren Traum vom Offenstall mit Paddock Trail zu verwirklichen!
Sophie hat es tatsächlich geschafft, ein pferdegerechtes Zuhause mit sehr wenig täglichem Management-Aufwand zu schaffen. Ich selbst habe dabei viele Inspirationen und Optimierungspotenzial gesammelt und hoffe, dass es dir als interessiertem Leser ebenso geht. Ich bin auch gespannt wie es Sophie jetzt im Winter damit geht und welche Erfahrungen hier gesammelt werden.
Und wenn du noch mehr Eindrücke von Sophie und ihrem Pferde-Refugium haben möchtest, findest du sie auch auf Instagram: https://www.instagram.com/movnis/
Gefällt dir diese Serie? Würdest du dir mehr oder andere Informationen wünschen? Dann lass‘ es mich doch in einem Kommentar wissen und ich werde versuchen diese Informationen zusammenzustellen 💬