Im vorigen Teil dieser Serie habe ich dir meinen persönlichen Beurteilungskatalog für Leckerlis vorgestellt: welche Kriterien sind mir wichtig und warum? Nach dieser theoretischen Abhandlung geht es in diesem Artikel nun im die Praxis! Welche Futtermittel eignen sich besonders gut als Leckerli und welcher eher weniger oder nur in bestimmten Situationen?
Brot und Gebäck
Hartes Brot ist wohl einer der Klassiker in der Pferdefütterung, da man hier so schön die Reste aus dem eigenen Haushalt verwerten kann. Das Brot ist nicht mehr ganz frisch? Kein Problem, bekommen die Pferde! Dies geht oftmals sogar so weit, dass man als Pferdebesitzer auch die Überreste des gesamten Bekanntenkreises bekommt…
In meinem Fall bekomme ich regelmäßig ganze Säcke an Backwaren in der Firma oder aus dem Altersheim geschenkt, da (insbesondere ältere) Leute häufig sehr glücklich sind wenn sie kostbare Nahrungsmittel nicht wegwerfen müssen sondern damit meinen armen verhungerten Pferdchen etwas Gutes tun können 😉
“Etwas Gutes tun” ist aber natürlich relativ, denn Brot ist nicht gleich Brot. Während ich bei hochwertigem Vollkornbrot keine Gewissensbisse habe, so sieht die Sache z.B. bei Semmeln und Toastbrot bereits ganz anders aus: die Inhaltsstoffe variieren je nach Brotsorte ganz erheblich und sollten daher auch dementsprechend bewusst verfüttert (oder eben auch nicht verfüttert!) werden.
Geeignete Backwaren
Grundsätzlich gelten hier die gleichen Maßstäbe wie für uns Menschen: je höher der Anteil an Vollkornmehl sowie an ganzen Körnern, desto besser. Grundsätzlich enthält dunkles Brot von Haus aus bereits weniger Zucker als helle Backwaren, aber dies ist natürlich nur eine grobe Aussage.

Es sollte sich dabei auch von selbst verstehen, dass am Gebäck keine sonstigen Essensreste kleben dürfen. Butterränder und Marmeladekleckse dürfen nicht verfüttert werden, ebenso keine Gebäcksorten die z.B. mit Käse überbacken sind!
Weiters ist es natürlich wichtig auf Unversehrtheit zu achten: es dürfen nur komplett getrocknete Stücke an Pferde gefüttert werden, die zudem frei von Schimmel sind. Gerade bei größeren Brotstücken kommt es sehr leicht zur Schimmelbildung; in diesem Fall sollte nicht nur das offensichtlich befallene Stück, sondern auch die umliegenden Brotstücke entsorgt werden!
Vorteile von Brotstücken als Leckerli
Brot hat als Leckerlis aber auch einige Vorteile: einerseits wäre da die variable Größe. Es lässt sich wunderbar sowohl in ganz kleine Würfelchen schneiden, als auch als sehr große Stücke einsetzen. Größere Stücke (z.B. ein Viertel Laib Brot) können beispielsweise sinnvoll sein, wenn man eine effektive Ablenkungsmaßnahme benötigt 🙂
Ein weiterer Bonuspunkt an getrockneten Backwaren ist ihre Haltbarkeit und Verfügbarkeit: sie sind leicht beschaffbar (manchmal sogar mehr als einem lieb ist) und im getrockneten Zustand relativ lange haltbar (vorausgesetzt, man bewahrt sie in einer gut belüfteten, trockenen Umgebung auf).
Und selbst den weniger gesunden Weißbrot-Varianten kann eine positive Seite abgerungen werden: Semmelstücke, Toastbrot & Co. eigenen sich perfekt für Pferde mit Kauproblemen, da sie einfach mit der Zunge zerdrückt werden können. Außerdem eigenen sie sich hervorragend zur Gabe von unbeliebten Medikamenten. Dazu können z.B. Semmelstücke innen ausgehöhlt und mit dem Medikament befüllt werden.
Zu guter Letzt können manche Gebäckstücke sogar als sinnvoller Nahrungsergänzung eingesetzt werden: Laugengebäck kann aufgrund des basischen ph-Werts ein perfektes Leckerli-Mittel bei Pferden mit Problemen mit der Magensäure eingesetzt werden.
Mein persönliches Fazit zu Brot: je nach Sorte können Backwaren ganz passable Leckerlis abgeben. Nachdem sie sehr einfach zu beschaffen und aufzubewahren sind, haben wir am Ponyhof immer einen recht großen Vorrat an unterschiedlichen Stücken (sowohl hinsichtlich Sorte als auch Stückgröße) parat. Wir setzen diese insbesondere gerne als “Notfall-Ration” ein, beispielsweise zur Verabreichung von Medikamenten oder als Ablenkung bei langwierigen Huf-Prozeduren.
Getreide
Vielleicht fragst du dich jetzt: hä, wieso ist Getreide denn bei den Leckerlis aufgelistet, das ist doch ein Kraftfutter?! Und damit hast du natürlich absolut Recht 🙂 aber: Getreide eignet sich auch hervorragend als Futter-Lob!

Hinsichtlich Inhaltsstoffe gelten für den Getreideeinsatz als Leckerlis natürlich die gleichen Regeln wie für die Fütterung als Kraftfutter: je nach Individuum muss auf den Eiweiß- und Stärkegehalt geachtet werden, sowie auf das Calcium-Phosphor-Verhältnis. Ich empfehle daher Hafer, da dieser in allen Bereichen recht gut abschneidet. Ob du dabei zu Gold- oder Schwarzhafer greifst, ist dabei hingegen weniger wichtig.
Vor- und Nachteile von Hafer & Co.
Grundsätzlich darf man natürlich nicht vergessen, dass Getreide primär ein Energielieferant ist und die enthaltene Stärke im Körper zu Zucker umgewandelt wird. Das sollte bei der Verwendung als Leckerli daher berücksichtigt werden: wenn dein Pferd ohnehin etwas mehr Energie vertragen kann, dann kann Hafer einen Großteil deiner Leckerli-Ration ausmachen. Falls du hingegen eher das Problem hast dein Pferd adäquat auszulasten oder dein Pferd hinsichtlich Stoffwechsel bereits vorbelastet ist, ist Hafer als Leckerli nicht gut geeignet.
Die meisten Pferde nehmen Getreide als Leckerli sehr gut an, es gibt aber auch Ausnahmen: z.B. ohnehin wählerische Pferde, bei denen Getreide als Kraftfutter zur normalen Tagesration gehört. Oder Pferde mit besonders großen Mäulern, die dadurch Schwierigkeiten haben die Körner aus der Hand zu fressen.
Davon abgesehen setze ich Hafer aber sehr gerne als Leckerli-Mittel ein, da er äußerst handlich ist (ein paar Körner haben immer irgendwo Platz 🙂 ), in sehr kleinen Dosen verabreicht werden kann und zudem verhältnismäßig sehr günstig ist (mit einem 20kg-Sack Hafer kommt man ziemlich lange aus, wenn man das Getreide nur als Leckerli einsetzt).
Hinsichtlich Haltbarkeit sollte man stets zu ungequetschtem Getreide greifen, da die gequetschten Körner schneller verderben. Die gequetschten Körner wären zwar besser verdaulich; daher solltest du ungequetsches Getreide nur in geringen Mengen verfüttern. Alternativ kannst du die Körner auch mit einer eigenen Presse frisch vor dem Füttern quetschen.
Mein persönliches Fazit zu Getreide: Hafer stellt bei mir eine der Grund-Komponenten meiner Leckerli-Komposition dar. Dies hat mehrere Gründe: ich finde ihn nicht nur äußerst praktisch, sondern er wird von den Ponies total gerne angenommen und die Inhaltsstoffe sind (in geringen Mengen) sehr wertvoll. Einzig für Lanzelot verwende ich kein Getreide, da er schlichtweg Probleme hat die Körner in der Hand zu erwischen.
Sonnenblumenkerne
Ein weiterer Liebling meiner persönlichen Leckerli-Komposition sind Sonnenblumenkerne. Hinsichtlich Haptik und Größe haben sie sehr ähnliche Eigenschaften wie Getreide (d.h. leicht verstaubar, gut dosierbar und hohe Akzeptanz, aber für Pferde mit großen Mäulern eher ungeeignet), aber die Inhaltsstoffe unterscheiden sich natürlich. Sonnenblumenkerne haben vor allem einen sehr hohen Ölgehalt, was sie natürlich zu einer Kalorienbombe macht. Allerdings zu einer gesunden, da die Öle in ihrer natürlichen Form in den Kernen gespeichert sind und vom Organismus damit gut aufgeschlossen werden können.
Zudem sind Sonnenblumenkerne sehr einfach aufzubewahren – vorausgesetzt man verwendet ungeschälte Kerne, denn die geschälten verderben aufgrund der fehlenden Schutzhülle deutlich schlechter. Wichtig ist, dass Sonnenblumenkerne lichtgeschützt gelagert werden.

Beim Kauf von Sonnenblumenkernen sollte zudem darauf geachtet werden, dass die Kerne frei von Ambrosia sind. Ambrosia-Samen sind zwar per se ungiftig, aber die Pollen der Pflanze sind hoch allergen. Und beim Füttern von Sonnenblumenkernen landet ein Teil doch immer wieder am Boden, wo die Ambrosia dann austreiben könnte.
Mein persönliches Fazit zu Sonnenblumenkernen: ich setze Sonnenblumenkerne äußerst gerne als Komponente meiner Leckerli-Mischung ein, da diese eine hochwertige Futterkomponente darstellen. Hinsichtlich Eignung gilt ähnliches wie für Getreide: bei Pferden mit großen Mäulern kann es zu Problemen beim Fressen aus der Hand kommen.
Gesunde Leckerlis: (Pflanzen-)Pellets
Heu-Pellets (oder auch Wiesencobs genannt) sind mittlerweile meine absoluten Lieblinge unter den Leckerli-Sorten, denn sie erfüllen so ziemlich alle Kriterien an gute Leckerlis:
- Heu-Pellets sind gesund und kalorienarm, da sie nur aus gepressten Gräsern bestehen
- Heu-Pellets haben normalerweise einen mittleren Anreiz für Pferde, das heißt: die meisten Fellnasen mögen sie ganz gerne, finden sie aber nicht so bombastisch dass sie übermäßig gierig werden würden
- Heu-Pellets sind sehr gut dosierbar, d.h. man kann sowohl nur 3-4 Pellets als auch eine ganze Hand voll füttern
- Heu-Pellets lassen sich gut in (Jacken-/Leckerli-)Taschen verstauen (OK, sie können ein bisschen bröseln, aber das ist definitiv besser als kleben 🙂 )
- Heu-Pellets sind einfach zu besorgen
- Heu-Pellets sind sehr lange haltbar
- Heu-Pellets sind als Leckerlis äußerst kostengünstig
Was will man mehr von Leckerlis 🙂 ? Je nach Sorte kann der eine oder andere Vorteil größer oder kleiner ausfallen: so gibt es die gepressten Cobs auch aus anderen Pflanzenarten, beispielsweise Mais oder Alfalfa (Luzerne), und besitzen dann teilweise höheren Futteranreiz (höhere Wertigkeit für die Pferde), höheren Eiweißgehalt (das kann je nach Pony vor- oder nachteilig sein…) sowie eine unterschiedliche Konsistenz (jene aus Luzerne sind oft härter, jene aus Mais hingegen meistens weniger formstabil).

Zudem gibt es die Pellets oft in unterschiedlichen Pressformen und Größen, so dass sie sowohl für kleine als auch große Mäuler geeignet sind.
Achtung: Gefahr von Heu-Pellets
Bei all den Vorteilen gibt es jedoch auch einen großen Nachteil bei der Verwendung von (Heu-)Pellets als Leckerlis: aufgrund der gepressten Form quellen die Pellets bei Kontakt mit Feuchtigkeit auf. Das bedeutet: sie vergrößern ihr Volumen teilweise um das 2- bis 3-fache des ursprünglichen Volumens.
Magenruptur
Daher sollten die Pellets in größeren Mengen auch immer mit ausreichend Wasser eingeweicht werden, damit diese nicht erst im Magen des Pferdes aufquellen. Denn das kann böse Folgen haben: der Magen der Pferde ist verhältnismäßig klein, da er nicht für die plötzliche Aufnahme von großen Futtermengen gemacht ist. Wenn nun uneingeweichte Pellets verfüttert werden, so kommen diese erst im Pferdemagen in Kontakt mit Flüssigkeit. Die Pellets quellen daher erst im Magen auf; da dieser jedoch so klein ist, kann dies bei großen Mengen im schlimmsten Fall zu Rissen in der Magenschleimhaut führen! Der Magen platzt also förmlich – wenn das Pferd dann nicht schnellstmöglich operiert wird, führt so eine Magenruptur zum sicheren Tod des Tieres 🙁
Schlundverstopfung
Achtung ist auch dann geboten, falls dein Pferd die Heu-Pellets nicht kaut sondern einfach als Ganzes verschluckt. Denn unzerkaut können Heu-Cobs außerdem zu Schlundverstopfungen führen. Probiere diese Art von Leckerlis daher zunächst nur mit einzelnen Stücken und unter sorgfältiger Aufsicht aus. Falls dein Pferd die Cobs nicht zerbeißt, sind diese für dein Pferd ungeeignet!
Es ist daher von enormer Wichtigkeit, dies stets zu bedenken wenn (Heu-)Cobs gefüttert werden. Bei der Verwendung als Leckerlis kommen normalerweise keine so großen Mengen zustande, dass es für den Magen oder den Schlund problematisch werden könnte. Bei Ponies und anderen kleinen Vertretern sollte man aber trotzdem bewusst damit umgehen und keinesfalls eine größere Menge uneingeweicht als Belohnung füttern.
Einzelne Pellets während des Trainings sind jedoch auch bei kleinen Pferden in der Regel kein Problem. Denn dabei kauen die Pferde die Pellets normalerweise ganz gut und schlingen diese nicht einfach hinunter. Zudem sind beim Training immer einige Minuten Abstand zwischen den einzelnen Leckerli-Gaben, so dass die Aufnahmedauer erhöht wird.
Trotzdem solltest du dir dieser Gefahr bewusst sein und aus diesem Grund die Heu-Pellets besser auch mit anderen Leckerli-Sorten mischen.
Alternative: andere Pellets als Leckerli
Eine andere Möglichkeit ist, auf andere Pelletsorten zurückzugreifen. Wenn dein Pferd beispielsweise eine Mineralstoffmischung in pelletierter Form bekommt (und diese gerne frisst), so kannst du diese ebenfalls als Leckerlis einsetzen. Auf diese Art sparst du zudem unnötige Kalorien 🙂
Mineralstoff-Pellets sind jedoch oftmals sehr klein und daher häufig für Pferde mit großen Mäulern als Leckerlis ungeeignet.
Mein persönliches Fazit zu (Heu-)Pellets: diese sind mittlerweile zum Haupt-Bestandteil meines persönlichen Leckerli-Mix mutiert, da sie nicht nur sehr praktisch sondern vor allem auch gesund und schmackhaft sind. Allerdings sollte man stets die Menge im Blick behalten, damit es nicht zu Magen- oder Schlundproblemen kommt.
Frisches Obst & Gemüse
Obst und Gemüse eigenen sich meiner Meinung nach nur relativ schlecht als Leckerlis im Trainingsalltag. Denn obwohl sie vielfach sehr gesund sind und Abwechslung in das Nährstoffangebot für unsere Pferde bringen, haben sie zumeist folgende Nachteile:
- Die meisten Obst- und Gemüsesorten sind im frischen Zustand schlichtweg unpraktisch; sie verfügen häufig über einen hohen Feuchtigkeitsgehalt, weshalb sie sich schlecht in Taschen verstauen lassen.
- Aufgrund der Größe der meisten Früchte können sie nur schlecht portioniert werden; dadurch muss meist die ganze Frucht auf einmal gegeben werden, was entgegen meinem Trainingsgrundsatz “häufig, aber wenig” ist. Siehe dazu auch Teil 1 dieses Guides: meine persönlichen Kriterien an gute Leckerlis.
- Insbesondere Obst verfügt häufig über einen sehr hohen Zuckergehalt, was für die Pferdegesundheit sehr nachteilig ist. Aber auch Gemüse kann tlw. einen unerwünscht hohen Zuckeranteil aufweisen (z.B. die meisten Rübenarten).
- Frisches Obst und Gemüse ist für die meisten Pferde super attraktiv, was dann oft zu “Futter-Monstern” führt. Diese Eigenschaft kann aber natürlich auch positiv ausgenützt werden, z.B. indem man ein Stück Obst oder Gemüse als “Jackpot” für besonders schwierige Aufgaben oder besonders tolle Ausführungen von Übungen parat hat.
- Außerdem sind Früchte verhältnismäßig teuer und nur sehr kurz haltbar bzw. schwieriger in der Lagerung; dies alleine ist für mich schon ein Knockout-Kriterium für reguläre Leckerlis.

Trotz all diesen Nachteilen gibt es jedoch eine Gemüsesorte, die ich regelmäßig in meinem Training einsetze: Karotten (oder, für meine deutschen Leser: Möhren 😉 )
Karotten
Karotten bringen zwar – wie alle Obst- und Gemüsearten – einige Nachteile mit sich, aber die meisten sind weniger stark ausgeprägt als bei anderen Früchten. Beispielsweise ist die Haltbarkeit zwar geringer als bei Heu-Pellets, aber bei richtiger Lagerung trotzdem höher als bei Obst. Einzig der hohe Zuckergehalt ist mir nach wie vor ein Dorn im Auge. Aber dadurch sind Karotten für Pferde auch äußerst schmackhaft 🙂

Die Schmackhaftigkeit ist natürlich ein riesiger Nachteil, wenn man Karotten inflationär (d.h. sehr häufig) einsetzt; es ist aber zugleich ein großer Vorteil, wenn man sie nur selten bzw. für bestimmte Zwecke einsetzt. Ich habe Karotten immer dann im Einsatz, wenn es an neue, schwierige oder weniger beliebte Aktionen geht. Beispielsweise hatte ich zum Spazierengehen mit Nelly anfangs immer Karotten eingesteckt, weil sich die kleine Prinzessin nur ungern von der Herde gelöst hat.
Zudem haben Karotten eine recht praktische Konsistenz bzw. ein gutes Format: sie lassen sich problemlos auch in Hosentaschen verstauen und sehr gut portionieren. Du kannst sie entweder zuhause in kleine Scheibchen vorschneiden oder einfach adhoc Stücke abbeißen. Außerdem ist der Feuchtigkeitsgehalt nur mäßig, weshalb sie sich auch im geteilten Zustand prima einstecken lassen.



Größere Stücke lassen sich zudem auch sehr gut mit Handschuhen oder vom Pferderücken aus verfüttern – das sind bereits zwei enorme Vorteile gegenüber meinen sonstigen Leckerli-Favoriten 😉
Mein persönliches Fazit zu frischem Obst und Gemüse: normalerweise mag ich frische Früchte gar nicht im Training; sie sind unhandlich und wecken je nach Individuum unter Umständen eine große Gier. Karotten wiegen jedoch einige dieser Nachteile wieder auf und sind meine persönliche Nummer 1 für besonders attraktives Futter-Lob, das ich jedoch stets sehr bewusst, gezielt und sparsam einsetze.
Besondere Leckerlis: getrocknete Früchte
Im getrockneten Zustand lassen sich Obst und Gemüse oftmals deutlich besser als Leckerlis einsetzen, da hier der hohe Feuchtigkeitsgehalt entfällt und sie damit für mich als Trainer viel praktischer einzusetzen sind als ihre frische Form. Dazu zählen beispielsweise:
- getrocknete Karottenschnipsel
- getrocknete Bananen- und Apfelchips
- Dörrobst
Jedoch bleibt bei all diesen der hohe Zuckergehalt als Nachteil bestehen, denn dieser ist bei Trockenfrüchten enorm konzentriert. Er verhilft dem Obst und Gemüse jedoch zu längerer Haltbarkeit, weshalb sich Trockenfrüchte meiner Meinung nach ganz gut als Abwechslung in einer Leckerli-Mischung integrieren lassen. Allerdings empfehle ich einen maximalen Anteil von 10%, damit der hohe Zuckeranteil nicht zu schädlich ist.
Zudem solltest du vor dem Einsatz als Leckermittel austesten, ob deinem Pferd getrocknetes Obst und Gemüse überhaupt schmeckt; es gibt nämlich viele Kandidaten, die dieses initial wieder angeekelt ausspucken 😉
In diesem Fall solltest du dich freuen, denn dann kannst du Trockenfrüchte getrost von deinem Leckerli-Plan streichen und musst dir keine Gedanken über den Zucker machen!
Weiters sollte beim Einsatz von getrockneten Früchten der Ursprung sowie der Trockenvorgang betrachtet werden. Wenn du Obst und Gemüse selbst anbaust (oder sammelst) und zuhause trocknest, dann kannst du dir relativ sicher sein dass du hochqualitative Zutaten verarbeitest. Du musst beim Trockenvorgang (entweder im Dörrapparat oder im Backofen) jedoch darauf achten, dass du die Früchte richtig erwischt, damit sie nicht mehr zu feucht sind (und damit schnell verderben würden), aber auch nicht zu trocken werden (damit würden wichtige Inhaltsstoffe verbrannt werden und die Früchte unter Umständen zu hart werden).
Du kannst Trockenobst natürlich auch fertig kaufen; dann solltest du allerdings auf biologische Herkunft und schonende Verarbeitung achten, da die Früchte ansonsten vielfach mit Pestiziden oder Sulfiten behandelt sind.
Hagebutten
Jeder kennt die knallroten kleinen Früchtchen: im Herbst leuchten sie einem von vielen Waldrändern entgegen und wollen gepflückt werden. Dabei sehen sie nicht nur hübsch aus, sondern sind noch dazu wahre Gesundheitsbomben! Sie verfügen nicht nur über einen sehr hohen Gehalt an Vitamin C und so gut wie keinen Zucker (daher der leicht säuerliche Geschmack), sondern es wird ihnen auch eine entwurmende Wirkung nachgesagt. Denn wer schon mal eine Hagebutte aufgeschnitten hat weiß: das Innere der Früchte besteht aus kleinen pelzigen Fasern mit winzigen Widerhaken. Diese sollen angeblich auch die Würmer (bzw. deren Larven) im Darmtrakt piksen und im besten Fall zerstören.
Hast du also ein Pferd, welches zu übermäßiger Verwurmung neigt, kann es jedenfalls nicht schaden wenn du vermehrt zu Hagebutten greifst.

Von der gesundheitsfördernden Wirkung abgesehen sind Hagebutten auch aufgrund ihrer Größe und Konsistenz äußerst praktisch im Einsatz als Leckerli. Du kannst sie sowohl frisch gepflückt als auch getrocknet füttern, wobei sie im getrockneten Zustand mehrere Wochen bis Monate haltbar sind.
Aber Achtung: wenn du die Früchte selbst pflückst und trocknen lässt, schneide sicherheitshalber ein paar der getrockneten Hagebutten auf, bevor du sie deinem Pferd verfütterst. Denn: die kleinen roten Vitamin-C-Lieferanten neigen dazu im Inneren zu schimmeln, wenn der Trocknungsprozess nicht optimal abgelaufen ist.
Alternativ kannst du die getrockneten Früchte auch einfach kaufen (z.B. Hagebutten in Spitzen-Qualität*); hier kannst du dir bei der Qualität sicher sein und ersparst dir das mühsame Pflücken an den stacheligen Sträuchern 😉
Weiters solltest du vor dem Verfüttern ausprobieren, ob dein Pferd überhaupt Hagebutten mag. Die meisten Pferde mögen sie besonders im trockenen Zustand ganz gerne, aber manchen Pferden sind sie schlicht zu sauer.
Rosinen & Co.
Getrocknete Weintrauben und getrocknete Beeren (z.B. Gojibeeren) stellen für die meisten Pferde eine willkommene Abwechslung am Leckerli-Plan dar. Aufgrund des hohen Zuckergehalts sind sie äußerst schmackhaft, aber natürlich nicht besonders gesund (obwohl je nach Obst- bzw. Beerensorte klarerweise auch unterschiedliche Nährstoffe enthalten sind).

Der Zuckergehalt macht sie zudem leicht klebrig, was für Leckerlis eigentlich sehr nachteilig ist. Allerdings gleichen sie diesen Nachteil aus, wenn man sie mit anderen Leckermitteln (z.B. Wiesen-Cobs oder Hafer) mischt.
Du kannst Rosinen (oder auch Sultaninen) einfach im Supermarkt kaufen, aber Achtung: Rosinen werden oftmals mit Schwefel behandelt, um Schimmelbildung vorzubeugen. Dieser ist aber weder für Menschen noch für Pferde besonders gesund und sollte daher vermieden werden. Achte daher beim Kauf genau auf die Inhaltsstoffe!
Mein persönliches Fazit zu getrockneten Früchten: ich mag Trockenobst als Beigabe im Leckerli-Mix sehr gerne, da die meisten Pferde die süße Abwechslung sehr zu schätzen wissen und die Früchte meist klein und handlich sind. Als alleiniges Leckerli-Mittel finde ich sie aber zu ungesund bzw. werden die gesunden Varianten (z.B. Hagebutten) von den meisten Pferden nicht in Übermengen angenommen.
Öl-Presskuchen
Öl-Presskuchen ist vielen Pferdemenschen gar nicht bekannt. Kurz gesagt ist das jener Teil einer Pflanze, der beim Pressen des Öls übrig bleibt. Daher gibt es den Presskuchen auch von allen möglichen Ölsorten, beispielsweise von Lein-, Hanf-, Raps- und Kürbiskernöl. Der Presskuchen fällt in den Ölmühlen ab und kann dort normalerweise ab Hof gekauft werden. Je nach Pflanze ist dieser unterschiedlich teuer, aber immer noch verhältnismäßig günstig.
Der Öl-Presskuchen verfügt noch über einen relativen hohen Restanteil an Öl (der genaue Anteil variiert je nach Pflanze und Ölmühle). Das Öl ist jedoch organisch in den Pflanzenresten gebunden und daher gut verdaulich. Allerdings macht dies den Presskuchen natürlich zu einer kleinen Kalorienbombe und sollte daher nicht bei ohnehin übergewichtigen Pferden eingesetzt werden.

Öl-Presskuchen kann zudem unterschiedliche Formen haben: manche Ölmühlen erzeugen bei der Pressung flockenähnliche Bruchstücke, andere pressen Pellets aus den Überresten. Je nach Art der Pressung (es gibt hier auch Unterschiede in der Härte) eignen sich diese besser oder schlechter zur Aufbewahrung in Jackentaschen und Leckerli-Beuteln.
Falls du eine Ölmühle in deiner Gegend hast, lohnt sich also durchaus mal ein Besuch dort! Oft kannst du auch eine kleine Probe des Presskuchens bekommen, damit du ausprobieren kannst ob dein Pferd den Geschmack mag. Zudem solltest du keine großen Mengen auf einmal nehmen (auch wenn die Abnahme von Großmengen oft deutlich günstiger ist). Denn da aufgrund der Pressung die Zellstruktur beschädigt ist, ist der Presskuchen daher leicht verderblich. Du musst diesen daher auch trocken und eher kühl lagern, damit er nicht ranzig wird.
Mein persönliches Fazit zu Öl-Presskuchen: für unsere drei eigenen Pummel-Ponies setze ich Öl-Presskuchen aufgrund des hohen Fettgehalts nie ein. Bei schwerfuttrigen Pferden finde ich das hingegen eine wunderbare Möglichkeit nebenbei gesunde Kalorien zuzuführen, da der Presskuchen im Gegensatz zu reinem Öl oft besser vom Pferdeorganismus aufgeschlossen werden kann.
Nüsse
Wusstest du, das du deinem Pferd Nüsse verfüttern kannst? Die einzelnen Sorten haben teilweise sehr unterschiedliche Inhaltsstoffe, weshalb man sie nicht alle in einen Topf werfen kann. Manche Sorten (z.B. Erdnüsse) haben ein hohes Allergen-Potenzial und sollten daher lieber nicht verfüttert werden.
Bedenkenlos kannst du hingegen zu heimischen Nussarten greifen (z.B. Haselnuss und Walnuss). Diese werden von den Pferden manchmal sogar direkt vom Busch oder Baum gefressen! Besser ist es allerdings, wenn du diese getrocknet und geschält verfütterst, da die Schale oftmals weniger bekömmlich oder sogar giftig ist.
Wenn du aber einfach Hasel- und Walnüssen (oder auch mal Cashew-Nüsse) für den menschlichen Verzehr verwendest, dann sind diese auch für dein Pferd in Ordnung.

Ich schätze Nüsse als Leckerlis vor allem wegen ihrer Konsistenz: sie sind relativ trocken und haben ein überaus praktisches Format. Also perfekt zum Einstecken und raus Holen 🙂
Aber auch bei Nüssen gilt: Geschmäcker sind verschieden! Biete deinem Pferd daher zunächst einzelne Nusskerne an, bevor du sie als Komponente in deinem Leckerli-Mix einsetzt.
Mein persönliches Fazit zu Nüssen: ich setze Haselnüsse und Walnüsse recht gerne als Leckerli ein, da sie einfach praktisch sind und von unseren Ponies gerne gefressen werden. Da sie aber relativ teuer sind, halte ich den Gesamtanteil relativ niedrig.
Was ist mit gekauften Leckerlis?
Wie du merkst, beinhaltet die bisherige Liste nur Einzelfuttermittel. Ich persönlich mixe diese meist in einer wilden Mischung selbst zusammen und erhalte so meine individuelle Leckerli-Komposition.
Manchmal ist es aber einfach bequem, wenn man zu fertigen Leckerlis greifen kann. Dafür lohnt es sich, wenn du dich einmalig mit der Thematik beschäftigst um deine persönlichen Favoriten zu finden. Die zu dir, deinem Pferd und eurem gemeinsamen Training passen.
Wenn du jedoch – so wie ich – Leckerlis in großer Anzahl und hoher Frequenz verfütterst, dann sind die meisten industriell gefertigten Leckerlis völlig ungeeignet. Der Großteil davon hat einen viel zu hohen Zuckeranteil, was nicht nur ungesund ist sondern auch sehr schnell “Fressmonster” erzeugt. Zudem sind Industrie-Leckerchen oftmals sehr groß und hart. Das macht sie nicht nur schlecht portionierbar, sonder die Pferde benötigen auch sehr lange zum Kauen. All das will ich in meinem Training nicht haben 🙂 (zur Erinnerung: hier geht’s zu meinen persönlichen Bewertungskriterien)
Damit du dir um diese negativen Eigenschaften keine Sorgen machen musst, kann ich dir den Leckerli-Shop der Krauterie* empfehlen. Dort findest du nicht nur meine persönlichen Favoriten (die Wildkräuter-Pellets zum Clickern), sondern beispielsweise auch gesunde Rote-Beete-Chips. Damit kannst du dein Pferd nicht nur belohnen, sondern auch gesund füttern. Quasi nebenbei 😉
Fazit
Wie du siehst, gibt es eine große Anzahl an Futtermitteln, die du hervorragend als Leckerlis für dein Pferd verwenden kannst. Ich persönlich setze je nach Training und Pferd unterschiedliches Futter-Lob ein:
- Für Lanzelot kommen aufgrund seines großen Mauls nur große Leckerbissen in Frage. Hier greife ich primär zu hochwertigem Brot (getrocknet in großen Stücken) sowie Karotten. Letztere verwende ich für besonders tolle und anstrengende Aktionen, damit die Motivation hoch bleibt 🙂
- Für Nelly und Ísungur setze ich hauptsächlich eine selbst gemixte Mischung aus sehr kleinen Futtermitteln ein. Als Hauptbestandteile habe ich immer Wiesen-Cobs, Hafer und Sonnenblumenkerne dabei. Je nachdem was gerade sonst verfügbar ist (oder Saison hat) ergänze ich den Mix noch mit Hagebutten, Nüssen und Rosinen. Und ab und zu gönne ich uns auch eine Packung gekaufter Leckerlis, die perfekt in mein Konzept passen: extra Clicker-Leckerbissen aus Wildkräutern* 🙂
- Zum Reiten verwende ich hauptsächlich Karotten, da sich diese wunderbar einstecken, portionieren und vom Pferderücken aus verfüttern lassen. Außerdem sind sie sehr beliebt und das ist mir gerade beim Reiten wichtig.
- Als Notfall-Ration haben wir immer getrocknetes Brot in allen möglichen Größen zuhause. Einerseits finde ich es super praktisch wenn man größere Mengen an Leckerlis benötigt, z.B. bei einer heiklen Tierarzt-Untersuchung oder bei langem Stehen zum Ankleben von Hufbeschlag. Andererseits passiert es doch ab und zu, dass wir keine Karotten zuhause haben (oh du meine Güte!). Und dann ist Brot mein Ersatz für große Leckerlis zum Reiten 🙂
