Die Pferdewippe ist ein wunderbares Allround-Trainingsgerät für Pferde. Nicht nur, dass die Wippe den gesamten Pferdekörper trainiert, nein, noch viel besser: die allermeisten Pferde lieben sie und wollen gar nicht mehr damit aufhören. Ich meine, besser geht es nicht, oder? Ein Trainingsgerät, das effektiv Muskeln trainiert und das die Pferde von sich aus verwenden wollen – Jackpot!

Wozu braucht Pferd eine Wippe?
Eine Pferdewippe ist aus vielerlei Gründen ein super tolles Trainingsgerät. Einerseits wären da die physischen Effekte:
- durch die vielseitige Verwendung als Vorder-, Hinterhand- oder Ganzkörperwippe lassen sich gezielt verschiedene Muskelgruppen ansprechen
- über das Vor- und Zurückwippen lernt das Pferd, den Rücken aufzuwölben und das Becken abzukippen – also genau das, was wir von einem Reitpferd wollen
- zum Stabilisieren muss das Pferd die kleinen Zwischenmuskeln bzw. Tiefenmuskulatur verwenden, die ansonsten nur schwer ansprechbar (und daher schwierig zu trainieren) sind
- durch das selbstständige Balancieren auf der Pferdewippe wird das Gleichgewicht und die Propriozeption (Körperwahrnehmung) trainiert, insbesondere wenn die Wippe mit Biegeübungen kombiniert wird

Aber abgesehen von den positiven Auswirkungen auf den Körper, gibt es auch noch die positiven Effekte für die Psyche:
- für viele Pferde ist die Wippe zuerst eine gruselige Herausforderung; wenn man das Training aber richtig aufbaut und die Pferde das neue Objekt selbstständig untersuchen und ausprobieren können, werden die allermeisten Pferde sehr schnell mutig und sind am Ende mächtig stolz, wenn sie „den Dreh raus haben“; solche Erfolgserlebnisse wiederum fördern die Resilienz und machen dein Pferd stress-resistenter
- sobald der instabile Untergrund gemeistert ist, haben die Pferde mächtig Spaß mit der Wippe; es ist ein bisschen wie mit Kindern am Spielplatz 😉 und genau dadurch kickt dann die Biochemie ein: im Spiel-Modus wird ein ganzer Cocktail an positiven Neurotransmittern ausgeschüttet, wie z. B. Dopamin
Genau aus diesen Gründen passen Pferdewippen perfekt in mein Intrinzen-inspiriertes Pferdetraining. Und meine Pferde liiiiiiiieben sie. 😍

Daher wollte ich endlich meine eigene Wippe haben. Am liebsten hätte ich eine Pferdewippe von der Wippen-Trainerin schlechthin, Nina Steigerwald, gehabt. Ihre Wippen findet ihr hier in ihrem Wippen-Shop: https://www.steigerwald-t-shop.de/de/pferdewippen. Aber mit Versand nach Österreich war mir das Unterfangen dann doch etwas zu teuer. Stattdessen habe ich meine handwerklich begabte Verwandtschaft gefragt, ob sie mir nicht so etwas basteln könnten. Und siehe da: ja!
Und weil ich mit dem Ergebnis so super glücklich bin, möchte ich die Bau-Anleitung gerne mit dir teilen, inkl. den zugehörigen Kosten. Denn: auch wenn man die Wippe in Eigenregie baut, ist sie nicht billig. Es geht einfach viel Material dafür drauf und auch ordentlich Arbeitszeit.
Der Bauplan für eine DIY-Pferdewippe
Die Pferdewippe besteht aus einer Grundplatte (samt rutschfester Matte obendrauf), zwei seitlichen „Schaukelbögen“ (Kufen) und drei Querstreben zur Stabilisierung an der Unterseite. Die mittlere Strebe ist dabei deutlich dicker als die beiden seitlichen.

Materialbedarf für die Pferdewippe
Vorweg: meine Wippe hat eine Standfläche von 160 x 60cm und ist damit für kleine und mittelgroße Pferde sehr gut geeignet. Lanzelot, unser Noriker, würde jedoch nicht drauf passen, dafür müsste sie noch massiver gebaut sein. Auch ein großes oder schweres Warmblut würde ich nicht unbedingt damit hantieren lassen. Solltest du daher so ein Exemplar besitzen, rate ich dir dringend, die Wippe größer zu dimensionieren und eine dickere Standplatte zu verwenden.
Hier findest du eine Auflistung über die verwendeten Materialien und deren Kosten (Stand 2022):
Anzahl | Material | Maße | |
1 | Standplatte (Multiplex Buche) | 160 x 60 x 2cm | 40€ |
2 | Schaukelbögen (Fichte) | 155 x 16 x 8cm | 50€ |
2 | seitliche Querstaffeln (Schichtholz Fichte) | 48 x 10 x 6cm | 25€ |
1 | mittlere Querstaffel (Schichtholz Fichte) | 48 x 16 x 6cm | 30€ |
1 | rutschhemmende Matte (z. B. Industrie-Fußabstreifer) | 160 x 60cm | 65€ |
– | Wetterschutzlasur | – | 20€ |
– | Multi-Klebstoff (geeignet für Holz und Textil) | – | 10€ |
Summe: | ~240€ |
Weiters benötigst du div. Holzschrauben (die hatten wir herumliegen und kann ich daher nicht genau beziffern) sowie entsprechendes Werkzeug.
Bauplan für die Pferdewippe
Auf der folgenden Skizze siehst du die genauen Abmessungen für die Pferdewippe (aka „Schaukelpferd“ 😁):

Die Angaben sind in cm. Die meisten Holzteile für die Pferdewippe kann man sich gleich im Baumarkt auf die richtigen Maße zuschneiden lassen. Bei einem Bestandteil der Pferdewippe ist das jedoch nicht möglich: den Schaukelbögen! Diese „Kufen“ müssen daher manuell angefertigt werden und da war das erste Problem: wie schafft man eine gleichmäßige Rundung? Freihandzeichnen ist hier eindeutig nicht angesagt, Mathematik jedoch schon. Denn die Schaukelbögen sind nichts anderes als Kreissegmente, also kannst du diese auch mit einem Zirkel erstellen. Nachdem du wahrscheinlich keinen so großen Zirkel zur Verfügung hast, eignen sich stattdessen ein Nagel und eine Schnur, an der du den Stift zum Anzeichnen befestigst.
Die restlichen Arbeitsschritte bestehen dann „nur noch“ im Zusammenschrauben der einzelnen Teile. Dabei wird die Grundplatte von oben mit den Kufen verschraubt und die Querstreben werden von außen durch die seitlichen Schaukelbögen geschraubt.
Danach kannst du das Holzkonstrukt lasieren. Das ist wichtig, damit deine Wippe auch dem pferdigen Alltag mit Wetter und Feuchtigkeit standhält und nicht morsch wird. Eine trockene Unterbringung ist natürlich trotzdem sehr empfehlenswert. 😉



Als letzter Arbeitsschritt folgt die Anbringung der Matte. Hier sind Fußabstreifer bzw. Schmutzfänger aus dem Industriebereich perfekt, die auch für den Outdoor-Einsatz konzipiert sind. Denn diese sind nicht nur widerstandsfähig, sondern auch besonders rutschhemmend. Leider bietet nicht jeder Baumarkt geeignete Matten an. Du kannst diese sonst aber auch online bestellen (z.B. hier diese wetterfeste Fußmatte auf Amazon*).
Damit die Matte sicher hält, ist sie bei meiner Pferdewippe sowohl mit textiltauglichem Klebstoff angeklebt, als auch an den Rändern angetackert. Sicher ist sicher!

Fertig. 🥳
Fazit
Was hier jetzt so einfach klingt, ist in Wahrheit richtig viel Arbeit. Grundsätzlich ist der Wippenbau nicht schwierig, aber sehr aufwendig. Es kostet nicht nur Zeit und Nerven, sondern eben auch ordentlich Material und Handwerksgeschick. Wenn du also keine Freude (oder Geschick) mit handwerklichen Arbeiten hast und auch nicht das Glück hast, über ebensolche Bekannte/Verwandte zu verfügen, empfehle ich dir daher eine Wippe zu kaufen.
An dieser Stelle möchte ich mich ganz ganz herzlich bei meinem Vater bedanken. Er hat diese wundervolle Pferdewippe nach meinen Vorstellungen gebaut und mich damit richtig glücklich gemacht. Danke! ❣
PS: er hat auch angeboten, die Wippe bei Bedarf nochmal zu basteln – falls du also Interesse hast, melde dich einfach bei mir 😉