Fast hätte ich ihn verpasst, den Jahresrückblick 2021! Wie mir das passieren konnte? Ganz einfach: indem der Alltag so ausgelastet ist, dass so banale Dinge wie Jahreswechsel schon mal untergehen können 😄
Dabei hat sich 2021 soooo viel getan…zumindest in meiner kleinen Ponyhof-Welt.
Von der Leidenschaft zur Berufung
Wie schon im Ponyhof-Rückblick 2020 angekündigt, habe ich dieses Jahr meinen Bürojob schrittweise aufgelöst, um mich Vollzeit den Pferden zu widmen. Sowohl den eigenen, als auch fremden – in Form von Training und Hufbearbeitung. Oftmals eher beidem gemeinsam 😉. Denn „merkwürdigerweise“ finden vor allem jene Kunden zur Hufbearbeitung zu mir, deren Pferde ein „Hufbearbeitungsproblem“ haben. Will heißen: die nicht ruhig stehen, ängstlich oder aggressiv auf Hufbearbeiter reagieren und nicht wenige von ihnen haben den vorherigen Bearbeiter gezielt verletzt. Ich will nicht sagen, dass bei mir immer alles glatt läuft, aber: die allermeisten dieser „Problempferde“ sind super brav, wenn man sie einfach nicht anschreit oder gar schlägt. Sondern die Zappeleien mit Humor und Gelassenheit nimmt und sich zu helfen weiß. Mit intelligenter Gestaltung der Umwelt, Beschäftigung und Belohnung. Wie bei jedem anderen Training auch, ganz einfach. 😊
Mein berufliches Jahr 2021 war daher primär geprägt von Hufen und ich habe erstaunt festgestellt, was mein eigener Körper eigentlich alles leisten kann. Als absoluter Sportmuffel war es mir bis dato völlig unerklärlich, wie man körperliche Ertüchtigung toll finden kann. Aber seitdem ich ziemlich intensiv Hufbearbeitung betreibe, verstehe ich es: wenn man für eine Leidenschaft brennt, dann gibt man dafür alles. Dann haut man sich so richtig rein und es macht sogar körperliche Anstrengung Spaß. 💪
So müssen sich also meine Pferde fühlen, wenn ich Intrinzen-Training mit ihnen mache! Denn genau darum geht es dabei. Und weil das aber nicht so einfach zu erklären ist, habe ich mich total gefreut, als ich Anfang des Jahres ein Interview zu diesem Thema im IIÖ-Magazin („Isländer in Österreich“) geben durfte.
Ponyhof-Änderungen 2021
Natürlich hat sich 2021 aber auch wieder jede Menge am Ponyhof getan. Es waren viele viele Kleinigkeiten, die wir verbessert haben. Von ordentlichen Stromzaunverbindungen bis zu erweiterten Kratzmöglichkeiten und neuen Pflanzen (Weidenstecklinge 🌱) waren es unzählige Kleinkramsachen, die den Ponyhof auch dieses Jahr besser gemacht haben. Aber es gab auch einige größere „Projekte“, die sich eben mal so ergeben haben. Das größte: unser neues Herdenmitglied!
…und dann kam Miramis
Im Mai 2021 ist Miramis bei uns eingezogen. Miramis wäre beinahe an Hufrehe gestorben und hat sehr plötzlich einen Platz in einem Diät-Offenstall benötigt. Sie gehört Freunden von uns und nachdem wir noch Platz hatten, haben wir sie kurzerhand bei uns aufgenommen. Ich fand ja schon immer, dass vier Pferde eine harmonischere Herde ergeben als drei Pferde. 😇
Mit dem Neuzugang kamen natürlich auch einige neue Herausforderungen auf uns zu, wie könnte es auch anders sein? Miramis ist bereits in ihren „Mid-20ern“ und sieht und hört nicht mehr allzu gut. Als Hafloaraber ist die Madame aber ganz schön aufgeweckt und lässt sich selbst vom Herdenchef Ísungur nichts sagen.
Die alte Lady und das WC
Die erste Herausforderung war unser Pferdeklo. Miramis kommt aus einer Offenstallherde mit wechselnder Weidehaltung und hatte in ihrem Leben offenbar nie fixe Mistplätze. Entsprechend hat sie einfach immer irgendwo hingemistet und gepinkelt – das geht natürlich am Sinn der Pferdetoilette vorbei!
Aber die Lösung war schließlich sehr einfach: wie die meisten Pferde, hat Miramis bevorzugt an Orten mit Stroh ihr Geschäft verrichtet. Also haben wir das Pferdeklo ein paar Tage lang mit Stroh bedeckt und dann sukzessive die Strohmenge reduziert. Und siehe da: seitdem benutzt die Madame zielsicher das Pferde-WC. Naja, meistens zumindest 🙊 denn es stellte sich heraus: sobald es kalt wird, bezieht Miramis am allerliebsten einen Fressständer! Und kommt dort manchmal mehrere Stunden lang nicht heraus, auch wenn die restliche Herde über den Trail schlendert. Aber im Alter darf man auch ein bisschen wunderlich werden, finden wir.
Training fürs Leben
Die nächste Herausforderung mit Miramis war unser zweiter Eingang im Offenstall. Der hat nämlich einen Balken, über den die Pferde drüber steigen müssen (damit sie nicht den Sand vom Paddock auf den Betonboden ziehen). Und dieser Balken war für Madame ein unüberwindbares Hindernis. Wenn also Herr Pony den anderen Eingang blockierte, dann traute sich die alte Lady nicht den zweiten Eingang zu benutzen.
Aber dieses Problem hatten wir sehr schnell gelöst: mittels Target-Training! Denn wenn Miramis einem Target folgte, war sie so auf ihr Ziel fokussiert, dass sie überhaupt nicht merkte welchen Weg sie nahm. Damit war es problemlos möglich, sie durch den zweiten Eingang zu lotsen. Prompt speicherte ihr Gehirn diesen Weg als Lösung ab, so dass wir sie wenig später bereits dabei beobachten konnten, wie sie den Eingang selbstständig benutzte. 🧠 Faszinierend, oder? Und es bewahrheitet sich damit einmal mehr: gutes Training ist solches, welches dem Tier im echten Leben hilft.
Enrichment-Erweiterung mittels KONG® Equine
Ein großes Anliegen ist mir am Ponyhof das Thema „Enrichment“. Das bedeutet, die Umwelt bzw. den Alltag für unsere Pferde anregend zu machen, so dass sie mehr Beschäftigung haben. Ein wesentlicher Faktor dafür ist die Fütterung, oder genauer gesagt: die Darreichung des Futters. Die ist bei uns nämlich ziemlich langweilig: unsere Ponyherde bekommt 3x täglich rationiertes Futter in Fressständern.
Mein Wunsch waren hier schon seit längerem sogenannte „Heu-Toys“. Also pferdetaugliche Spielzeuge, die mit Heu (oder anderem Futter) befüllt werden können. Das Problem daran ist unser Gelände: der Ponyhof befindet sich in Hanglage. Das bedeutet, dass sämtliche Heu-Toys schlichtweg den Hang hinunter rollen. Aber 2021 bin ich auf eine tolle Alternative gestoßen, die man aufhängen kann: den KONG® Equine. Unsere Erfahrungen mit diesem Pferdespielzeug kannst du in diesem Artikel nachlesen.
Trail-Befestigung ohne Unterbau
Ein weiterer Dorn in meinem Monk-Auge war bisher der Boden auf unserem Trail. Während der Teil vom Stall weg wunderbar befestigt ist, sind die Wege in Hanglage schlicht Naturboden. Im Sommer ist das kein Problem, aber bei anhaltender Nässe kann der Untergrund durchaus etwas tiefer werden. Für die Pferde ist das nicht wirklich schlimm, weil sie trotzdem überwiegend trocken stehen können. Aber mein persönlicher Sinn für Ordentlichkeit am Ponyhof war dadurch empfindlich gestört. Und natürlich erschwert so ein weicher Boden massiv das Abmisten am Trail – wer schon mal mit einer Scheibtruhe voller Pferdemist durch tiefen Untergrund gefahren ist, weiß wovon ich spreche 🤪.
Also haben wir uns 2021 dazu durchgerungen, dieses Thema endlich anzugehen. Das Problem dabei war nicht nur die finanzielle Investition, sondern auch die logistische Herausforderung: unser gesamter Trail darf nicht bodenversiegelt werden und kann nicht mit Maschinen befahren werden. Alle Arbeiten müssen daher per Hand machbar sein. Außerdem musste es eine Befestigungslösung sein, die in Hanglage funktioniert. Sämtliche Varianten, die eine Tretschicht erfordern, fallen damit per se schon mal weg.
Wir haben uns schließlich für eine Lösung entschieden, die wir bereit im kleinen Rahmen an anderer Stelle im Einsatz haben: OTTO-Lochmatten. Vom Hersteller sind sie zwar eigentlich nicht für diesen Zweck vorgesehen, aber nachdem sie sich bei uns bereits an anderen (allerdings flacheren) Teilstücken des Trails bewährt haben, setzten wir wieder auf diese Matten.
Aufgrund diverser Bestell- und Lieferschwierigkeiten bekamen wir die Matten allerdings erst im Herbst geliefert, so dass wir nur noch einen Teil vor der Matschsaison verlegen konnten. Aber alleine diese Teilstrecke macht bereits einen gewaltigen Unterschied im Alltag aus – ich möchte sie nicht mehr missen 😍!
Mangelnde Zeit für Blog-Artikel…oder so
Vielleicht ist es dir aufgefallen: dieses Jahr habe ich so wenige Einträge für diesen Blog geschrieben wie in keinem Jahr zuvor. Ja, ich wurde sogar schon gefragt, ob der Ponyhof-Blog überhaupt noch aktiv betrieben wird. Und das, obwohl ich mir letztes Jahr fest vorgenommen hatte, mir für das Schreiben mehr Zeit zu nehmen. Denn ich hätte so unheimlich viel zu schreiben! 🤓
Aber mit meiner beruflichen Veränderung fiel es mir sehr schwer, mir Zeit für den Blog zu nehmen. Es gibt einfach zu viel Bedarf an pferdefreundlicher Hufbearbeitung. 🙈
Trotzdem bin ich dem Schreiben auf andere Art und Weise nachgekommen: ich wurde als Fachautorin für die Goodsmith-Wissensdatenbank rund um Hufgesundheit engagiert. Und das macht unheimlich viel Spaß! Auf diese Art kann ich schreiben und Hufgesundheit fördern – dank Wissensverbreitung.
Natürlich ist es mir aber wichtig, den Ponyhof-Blog am Leben zu erhalten und weiterhin über Pferdehaltung, zwangfreies Training und Pferdegesundheit zu bloggen. Die nächsten Artikel sind auch tatsächlich schon im Werden; ich brauche nur noch ein klitzeklein wenig Zeit um sie fertigzustellen. 😇
Ich finde es ganz toll wie und vor allem was du für und mit den Pferden machst.
Ich finde es überhaupt toll das es solche
Menschen gibt weil wenn ich in den Zeitungen lese oder im TV sehe was Menschen mit Tieren machen dann könnte ich ko..en. Tiere jeglicher Art brauchen nun mal unsere Hilfe.
Kleiner Beisatz habe einen kleinen Hund
der steht bei mir über allem.?