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Das ist er also: unser Ponyhof

Ich finde es immer wieder witzig, wenn ich neue Leute kennen lerne und erzähle dass ich mit meinen Pferden auf einem Hof am Land lebe. Die allermeisten Reaktionen sind in etwa so: “Ooooh, wie schöööön, das ist ja traumhaft!” – und das ist es auch. Meistens jedenfalls. Mittlerweile 😉

Die Wahrheit hinter dem Ponyhof

Die Realität sieht nämlich so aus: es ist Arbeit. Enorm viel Arbeit. Viiiiel-mehr-als-gedacht-Arbeit. Und damit sind wir nicht alleine; mittlerweile kennen wir einige Leute, die – wie wir – als Städter ohne jeglichen Bezug zum Landleben beschlossen haben, ihr eigenes kleines Pferdeparadies zu schaffen. Manche haben “nur” ihre Pferde auf Eigenregie umgestellt, andere sind mit Sack, Pack und Ponies aufs Land gezogen. Und unisono war das Fazit: so ein Ponyhof ist ein waschechter Pferdestall, der sich mehr zum zentralen Lebensmittelpunkt entwickelt hat als geplant.

Das muss natürlich nicht schlecht sein – aber man sollte dafür gewappnet sein. Wir waren es nicht 🙂 weder mental noch physisch; wir haben Zeit, Geld, Nerven und nackte Körperkraft unterschätzt, die einem der Ponyhof so tagtäglich ganz nebenbei abverlangt.

Weil wir häufig gefragt werden, wie viel Aufwand unser Stall tatsächlich verursacht, habe ich einen eigenen Artikel zum alltäglichen Arbeitsaufwand unseres Ponyhofs verfasst.
Und falls du dich fragst, welche Ausgaben eigentlich so ein Ponyhof verursacht: in diesem Artikel gebe ich dir Einblick in unsere monatlichen Kosten.

OK, zugegebenermaßen sind wir Perfektionisten, sprich: wir geben uns mit keinen Kompromissen oder halbgaren Lösungen zufrieden. Naja, der Ponyhof hat uns gelehrt dass ab und an eine nicht-ganz-so-wie-ursprünglich-gedacht-Lösung auch in Ordnung sein kann. Aber es gibt nunmal Themen, bei denen wir keine Abstriche machen; und das ist ungefähr alles rund um die Pferde, insbesondere wenn es um Gesundheit und Sicherheit geht. Und das bedeutet im Alltag enorm viel Aufwand bzw. Engagement. Egal ob es um penibles Abmisten oder akribische Einhaltung der Fütterungszeiten geht: wenn man den eigenen hohen Ansprüchen gerecht werden will (und zufälligerweise keinen Lottogewinn bei Hand hat), so bleibt nur großer persönlicher Einsatz 🙂

Das Leben am Land

Neben den unterschätzten Herausforderungen an zeitlichem, persönlichem und monetärem Aufwand kam für uns auch noch das ungewohnte Landleben hinzu, z.B. eine ziemlich strikte Geschlechtertrennung. Sämtliche Bauarbeiten musste und muss auch heute noch mein Mann organisieren, mit mir als Frau redet man hier erst gar nicht über solche Themen. Und dass der Zugang zu Tieren leider ein völlig anderer ist; Geld für Tierarzt? Kommt nicht in Frage, Tiere müssen Geld einbringen und nicht welches verbrauchen!

Die Prioritäten hier am Land sind völlig andere: die Nachbarn regen sich nicht auf, wenn der Hund laut bellt, sondern sehen dies als seine Aufgabe an. Die Leute freuen sich, dass wir hier Pferde halten und so der Hof nicht verfällt. Es wird nichts verschwendet, sondern alles irgendwie weiter genützt: “Pferdemist? Super, das ist der beste Dünger!”
Und, für uns als introvertierte Personen besonders wertvoll: es ist für jeden hier selbstverständlich, dass der Stall zentraler Dreh- und Angelpunkt des alltäglichen Lebens ist. Nicht auf der Party erschienen, weil der Stall gemacht werden musste? Kein Problem! In der Stadt werde ich für genau die gleiche Entschuldigung meist eher mitleidig belächelt 🙂

Warum eigentlich ein eigener Hof?

Es gibt ja viele pferdeverrückte Leute, die ihre Tiere “hinterm Haus” bzw. auf einem eigenen Hof halten und die Beweggründe dazu sind ganz unterschiedlich.

Unser Grund war: wir hatten damals drei sehr unterschiedliche Pferde (Fritzi, Lanzelot und Ísungur) mit sehr unterschiedlichen Haltungsansprüchen, denen in keinem Einstellbetrieb gerecht werden konnte; zumindest nicht wenn wir alle drei im gleichen Stall haben wollten. Ísungur wurde viel zu fett, Fritzi hatte andauernden Stress und Lanzelot kam mit seinen Hufen mit den hiesigen Böden nicht zurecht.
Nachdem meine bessere Hälfte und ich beide sehr naturverbunden sind, wuchs irgendwann die Idee des Umzugs auf das Land. Und als sich dann eine Gelegenheit bot, haben wir zugeschlagen. Mit der rosaroten Brille und voller Tatendrang 😉

Damit man sich das ein bisschen besser vorstellen kann, möchte ich euch im Folgenden unseren Hof etwas näher beschreiben.

Die Ponyhof-Anlage

Unser Hof ist ein ehemaliger Kuhstall, der in einem wunderschönen alten Gemäuer eines Vierkanthofs eingebettet ist. Neben dem Stalltrakt gibt es noch eine große Scheune, eine Garage, div. Nebenräume und natürlich unseren Wohnbereich.

Der Hof ansich ist traumhaft und wir hatten uns bereits bei der ersten Besichtigung total verliebt, auch wenn er da noch komplett heruntergekommen und renovierungsbedürftig war (z.B. gab es keinen Fußboden im Haus…). Allerdings haben wir in der Renovierungsphase gründlich gelernt, welche Nachteile so ein altes Gemäuer haben kann…beispielsweise kann man in Steinmauern ganz schlecht stabile Haken/Schrauben/etc. montieren – es fliegt einem schlicht die Wand entgegen 😉

Auch in vielerlei anderer Hinsicht hat die Realität ein paar unserer schönsten Ideen zunichte gemacht, beispielsweise die Hanglage (aufgrund derer wir keinen ganzjährig benützbaren Paddock Trail realisieren können) oder die wunderschönen Obstbäume (die jährlich schiere Unmengen an Fallobst produzieren, von dem wir die lieben Ponies fernhalten müssen). Oder auch die netten Nachbarn bzw. Behörden, denen es zu verdanken ist dass wir keinen Reitplatz bauen dürfen…

Die Liste wäre noch viel länger, aber ich möchte euch lieber beschreiben wie unsere Pferdchen nun tatsächlich leben. Zur Veranschaulichung der Beschreibung habe ich hier eine kleine Übersichtsgrafik gebastelt:

Das große Viereck ist das Hofgebäude; der hellbeige Bereich ist der Sandpaddock und die hellbraune Fläche im Anschluss der verlängerte Paddock. Hellgrün ist die hauptsächlich benützte Wiesenfläche gekennzeichnet und die orangen Striche sind Tore.

Der Offenstall

Der Stallbereich beherbergt einerseits den Liegebereich mit EVA-Matten, das Pferdeklo, die (frostsichere) Tränke und die Fressständer. Letztere waren mir insbesonders wichtig, weil unsere Pferde seeehr unterschiedliche Mengen an Raufutter benötigen und derjenige, der am wenigsten benötigt (mein kleiner Ísungur) leider der unangefochtene Herdenchef ist. In den vorherigen Einstellbetrieben (allesamt Offenställe) hat dies dazu geführt, dass er gegen Ende der Fresszeit sehr nachdrücklich alle anderen Pferde verscheucht hat und seelenruhig das ganze Heu alleine gefuttert hat. Mit dementsprechenden Auswirkungen auf sein Körpergewicht 😐

Zusätzlich befindet sich im Stall noch die Notfall-Box; diese hat einen separaten Zugang sowohl in den Stall als auch in den Innenhof. Die Box ist ca. 6x4m groß und mit Stroh eingestreut, was das jeweilige Pferd meistens sehr freut (einerseits zum Hinlegen und andererseits zum Knabbern).

Der Stall verfügt über zwei getrennte Ein- und Ausgänge für die Pferde, was uns vor allem aufgrund von Ísungur wichtig war: in dem vorherigen Einstellbetrieb gab es keine tatsächlichen Ein- und Ausgänge, sondern eine Seite des Offenstalls war fast komplett offen. Dies führte dazu, dass sich der kleine Wikinger als Herdenchef im Sommer in diesen großen schattigen Durchgang stellte und eine leichte Brise genoss, während kein anderes Pferd hinein oder hinaus konnte…

Der befestigte Außenbereich

Ursprünglich wollten wir unseren Ponyhof nach dem Prinzip “Paddock Trail” gestalten (falls du das nicht kennst, habe ich es in diesem Beitrag zu artgerechter Haltung näher beschrieben). Aber als wir mit den baulichen Maßnahmen begannen, sind wir an der Realität gescheitert; das Gelände hier ist schlichtweg zu steil, um einen ganzjährig benützbaren Trail zu realisieren. Die einzige Variante wäre ein mit Steinen (Grob- und Feinschotter) befestigter Laufweg und diesen durften wir leider nicht umsetzen.

Daher beschränkte sich der wetterfeste Auslauf initial nur auf die direkte Umgebung des Stalls. Da sich der komplette Hof an einem Hang befindet, mussten wir den Paddock zunächst begradigen. Das bedeutete: eine Steinmauer errichten, damit man aus dem Stall auf einen ebenen Auslauf gelangt.

Dieser Bereich ist L-förmig angeordnet und “gemäß Lehrbuch” aufgebaut. Das heißt: es gibt eine ordentliche Drainage durch einen optimalen Schichtaufbau, bestehend aus grobem und feinen Schotter als Tragschicht, Paddockplatten als Trennschicht und Sand als Tretschicht. Dieser Paddock war mit seinen ca. 170qm war mit Abstand die teuerste Investition, aber das hat sich auch absolut gelohnt: der Bereich ist wirklich immer benützbar durch die Pferde. Einzig der Sand wird mit den Jahren regelmäßig abgeschwappt und muss daher wieder neu aufgeschüttet werden.

Von diesem Paddock führt eine Grader-Rampe (ausgelegt mit Lochmatten zwecks Dämpfung für Lanzelots Arthrose) hinunter zum restlichen Bereich.

Nach unserem ersten Jahr am Ponyhof haben wir den Allwetter-Bereich vergrößert, indem wir ein langgestrecktes Stück im Anschluss an die Rampe teilbefestigt haben. Dieser “verlängerte Paddock” ist weniger aufwendig aufgebaut: lediglich der Mutterboden wurde abgetragen und geringfügig begradigt. Darauf haben wir Vlies verlegt und darauf wiederum Paddockplatten. Diese haben wir ursprünglich ebenfalls mit Sand verfüllt, allerdings nur bündig da der Bereich leicht abschüssig ist. Das führt jedoch dazu, dass die Paddockplatten leicht rutschig sind; normalerweise ist es für die Pferde kein Problem, aber bei Graupelregen (bzw. gefrierendem Nebel) verschärft sich das Problem so dass wir den verlängerten Paddock dann sicherheitshalber schließen.

Rund um diesen verlängerten Paddock befindet sich Naturboden ohne Bewuchs, den die Pferde sehr gerne auch zum Wälzen und Liegen verwenden. Dort befindet sich auch ein eingebuddelter Traktorreifen als Trennelement und Kratzmöglichkeit sowie der Salzleckstein in einem Baumstumpf.

Die Wiesenflächen

Die Grünflächen am Ponyhof belaufen sich auf knapp einen halben Hektar (ca. 5.000qm) und sind in mehrere Bereiche unterteilt. Damit wird einerseits die Grasnarbe geschont und andererseits können wir den Pferden möglichst oft kleine Portionen Wiese zum Abgrasen zur Verfügung stellen.

Die einzelnen Areale werden quasi von zwei überlappenden Ringen gebildet, von denen der kleinere im Winter zugänglich ist und der größere im Sommer. Zwischen diesen Ringen sowie angrenzend an den verlängerten Paddock gibt es noch einzelne Wiesenstücke, die z.B. in der Übergangszeit auf kurzem Wege (und daher bodenschonend) zugänglich gemacht werden können.

Die Ringe haben sich insbesondere auch wegen den Obstbäumen bewährt; denn aufgrund dieser müssen wir häufig Bereiche sperren, damit die Ponies nicht das Fallobst vernaschen. Vom Fallobst gibt es nämlich nicht nur schiere Unmengen bei uns, sondern obendrein auch beinahe das ganze Jahr über, da wir unterschiedliche Arten haben: von den Kirschen im Frühjahr bis zu den Äpfeln bis in den Winter (und dazwischen Birnen, Zwetschgen, Mirabellen und Walnüssen) ist alles dabei.

So sehr wir uns auch regelmäßig über die Obstbäume ärgern (die wir natürlich nicht fällen dürfen…), so sehr freuen sich aber die Pferde – nicht nur über die Früchte (die sie irgendwo dann doch immer erwischen), sondern auch über die Bäume als Schattenspender und Kratzmöglichkeiten. Und Gymnastik gibt es obendrein, wenn die Ponies wie Giraffen versuchen die letzten Früchte oder jungen Triebe aus den oberen Baumregionen zu erwischen 🙂